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Es war eine Spitzeninszenierung mit einem weltberühmten Dirigenten. Ich tauschte meinen Logenplatz mit einem, der auf der Galerie stand, damit er einen etwas besseren Einblick in Bühne und Orchester bekäme. So übersiedelte ich auf die Galerie, wo der Großteil meiner Truppe stationier war. Die Galerie hat allerdings eine ausgezeichnete Akustik, und so kann man dort die wahren Opernfans mit den Partituren in der Hand antreffen.
Im Laufe der Aufführung starb auf der Bühne König Sigmund. Man stirbt in Opern manchmal sehr langsam. Der Sterbende bäumt sich immer wieder auf und singt mit einer für einen Verscheidenden bemerkenswert starken Stimme immer wieder einige Takte. Aber schließlich schwebt doch ein Pianissimo durch den Raum, das den nahenden Tod ankündigt.
Die leise Musik dringt durch die Reihen und Ränge, an den Logen vorbei hinauf zur Galerie und lässt in ehrfürchtigem Schweigen vor dem Mysterium des Todes den Atem anhalten. In dieses Pianissimo sprach mein Knabe aus dem Stubai ganz laut und vernehmlich: "G'spannt bin i, bis der wampete Hund amol hin isch!".
Es war furchtbar. Es erhob sich ein wütendes Gezische. Ein Herr hinter uns ließ ob dieses Frevels die Partitur fallen. Derartige Zwischenrufe kann man beim "Schurkischen Kuno" machen, aber doch nicht in der "Walküre" von Wagner...
Ich habe fluchtartig die Galerie verlassen, um nicht als verantwortlicher Chef dieser Tiroler Kulturdelegation identifiziert zu werden, fuhr mit dem Lift hinunter zu meinem Logenrang, eilte durch den gekrümmten Gang nach vorne. Als ich die Loge betrat und etwas derangiert auf die Bühne hinunterblickte - da war der "wampate Hund" tatsächlich hin. Aber es war ein schmerzlicher Zwischenfall in dem Unternehmen, Söhne der Berge an die Wiener Hochkultur heranzuführen...
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Darüber hab ich gestern den ganzen Tag lachen müssen
Das ist übrigens aus SG, Stadt Gottes, Beitrag: "Wienaktion" von Reinhold Stecher